Ein Mitgliederverzeichnis (basierend auf der Printausgabe des Handbuches, erschienen 2000 bei der ConBrio Verlagsgesellschaft Regensburg) herausgegeben vom Deutschen Komponistenverband.
Ende des 18. Jahrhunderts warnte Adolph Freiherr von
Knigge (1752-1796) in dem Buch "Über den Umgang mit Menschen" seine
Zeitgenossen vor der komponierenden Zunft: "Componisten (...) sind wohl
keine gefährlichen, aber desto eitlere und oft sehr zudringliche und
unzuverlässige Leute (...). Ich rate deshalb, einen äußerst vertrauten
Umgang mit dieser Menschen Klasse nur nach der strengsten Auswahl zu
suchen."
Im 20. Jahrhundert überraschte Albert Einstein mit der Erkenntnis, dass
Atomkerne heutzutage leichter zu zertrümmern seien als Vorurteile.
Vielleicht hilft dieses Handbuch zu Beginn des 21. Jahrhunderts, Knigges
Denunziation unseres Berufsstandes als ein historisches Fehlurteil zu
demaskieren; wenngleich auf einzelne Kollegen Knigges Beschreibung auch noch
heute zutreffen mag.
Nicht berichtet wird in diesem Nachschlagewerk über wirtschaftliche
Unwägbarkeiten, die gerade heute wieder eine reale Bedrohung für diesen
musikalischen Risikoberuf sind und die schon manch hoch begabten Kopf über
den Rand der Verzweiflung trieben. Gerade manch schöpferischer Mensch ist
den Rücksichtslosigkeiten unserer vordringlich materiell orientierten
Gesellschaft hilflos ausgeliefert.
Wolfgang Amadeus Mozart gilt nach seiner selbst provozierten Entlassung
(1781) aus den Diensten des Salzburger Erzbischofs Colloredo-Waldsee als der
erste tatsächlich "freischaffende Komponist". Aber selbst dieses
Jahrtausendgenie zeigt uns eine von zerstörerischen Wechselbädern markierte
Karriere, die vorzeitig endete, dabei gilt er heute weltweit als der meist
aufgeführte Komponist.
Trotz ihres ausgeprägten Hangs zum Individualismus suchten Komponisten
bereits Ende des 19. Jahrhunderts beruflichen und organisatorischen Halt in
einer berufsständischen Vereinigung. Im Herbst 1898 hatten sich die
namhaftesten Tonsetzer Deutschlands in der "Genossenschaft Deutscher
Komponisten" zusammengeschlossen. Diese von Richard Strauß und Hans Sommer
wesentlich mit geprägte Initiative endete 1933 in einer totalen
Gleichschaltung aller Künste in der Reichskulturkammer; die ihr
untergeordnete Reichsmusikkammer war für alle "genehmigten" Komponisten
zuständig.
Die politischen Wirrnisse Deutschlands im 20. Jahrhundert spiegeln sich in
zahllosen Gründungen, Auflösungen, Abspaltungen, aber auch Vereinigungen bis
heute wieder, wobei es in der Nachkriegszeit offensichtlich besonders
turbulent zuging. So wurde 1947 mit der Gründung der "Sektion Komponisten im
Schutzverband Deutscher Autoren" ein Neuanfang gewagt, dessen
Initiatoren Prof. Heinz Tiessen, Prof. Paul Höffer, Prof. Max Butting und
die Filmkomponisten Theo Mackeben und Wolfgang Zeller waren. Im Jahr 1948
hatte sich der "Berufsverband Deutscher Komponisten" gebildet. Beide
berufsständischen Organisationen schlossen sich 1950 zur
"Interessengemeinschaft Deutscher Komponisten (IDK)" zusammen, aus der
schließlich 1954 der "Deutsche Komponisten-Verband (DKV)" mit seiner
Geschäftsstelle in Berlin hervorging; erster amtierender Präsident war Prof.
Werner Egk.
1977 gründete Gustav Kneip in Hamburg - mit der Sektion Norddeutschland des
DKV als Keimzelle - den "Interessenverband Deutscher Komponisten (IDK)".
In der ehemaligen DDR war bereits 1951 der "Verband der Komponisten und
Musikwissenschaftler" (VdK) entstanden, 1973 wurde das Kürzel VdK in VKM
geändert und die Buchstaben DDR hinzugefügt. 1990 schließlich einigte man
sich auf den Namen "Verband Deutscher Komponisten" (VdK).
1994 schlossen sich der IDK und der DKV zum "Deutschen
Komponisten-Interessenverband" (DKIV) zusammen. Parallel dazu und in einem
langwierigen und komplizierten Annäherungsprozess wurde im Verlaufe der 90er
Jahre die große Mehrzahl der Kollegen aus den neuen Bundesländern
gleichfalls Mitglied im DKIV -der sich seit dem Sommer 2000 "Deutscher
Komponistenverband" nennt und föderalistisch von elf Landesverbänden
getragen wird. Über 1400 Komponisten, davon ca. 150, die durch ihre
Rechtsnachfolger vertreten sind, werden in diesem Handbuch nicht nur mit
einem biografischen Abriss präsentiert, sondern von jedem Autor sind die
Schaffensschwerpunkte registriert, mit Titeln, detaillierten Besetzungs- und
Uraufführungsangaben bis zur Verfügbarkeit des Notenmaterials. Im Anhang
erleichtern ein Sachregister sowie ein Kalendarium das Herausfiltern von
Daten.
Dieses Nachschlagewerk über die Mitglieder des Berufsverbandes zeugt von der
Vielfältigkeit des zeitgenössischen Musikschaffens in Deutschland, es gibt
Auskunft über die Bereiche der volkstümlichen, unterhaltenden Musik, über
die Schlager-, Pop- und Jazzmusik bis hin zur sakralen und symphonischen
Chor-, Kammer- und Orchestermusik, Oper und Filmmusik.
Möge durch dieses Handbuch die gegenwärtige musikalische Kreativität nicht
nur den in kulturellen Bereichen tätigen Institutionen, sondern auch einer
breiteren Öffentlichkeit zugänglich und vielleicht sogar bewusst werden.
Berlin, im Juli 2000
Karl Heinz Wahren
Präsident des Deutschen Komponistenverbandes